Ein Cello, eine Stimme, ein Akkordeon. Reduktion aufs Wesentliche, auf natürliche Klänge. Das virtuose Duo aus Wien beherrscht seine Instrumente meisterhaft und lässt deren lange, weit verästelte Geschichte in Details aufleuchten
Wesentlich für die Musik von Marie Spaemann und Christian Bakanic ist jedoch, wie elegant und gleichzeitig entschlossen sie verschiedene Traditionen als Sprungbrett für eigene Ideen nutzen. Ihre individuelle Stilfusion trägt einerseits wunderbar feinsinnige kammermusikalische Züge. Andererseits bietet sie mit klaren Melodien, ansteckenden Rhythmen und dem Soul in Spaemanns variabler Stimme Anknüpfungspunkte für Pop-Fans. Wenn dann noch Spielarten von klassischer Moderne, Ideen des Tango Nuevo, des europäischen Folk und Jazz hinzukommen, entsteht eine beeindruckend unkonventionelle,
poetische Klangsprache.
Seit rund drei Jahren spielen Marie Spaemann und Christian Bakanic zusammen, nachdem sie sich bei einem Engagement in einer anderen Band kennengelernt hatten. Ihre Konzerte riefen bereits einige Resonanz hervor, umso mehr ihre eigenen Produktionen. Mit Metamorphosis erscheint nun also das Debütalbum des Duos. Auf ihm verwandeln Spaemann und Bakanic ihre unterschiedlichen Einflüsse zu einer tiefgründigen, so noch nie gehörten Einheit. Beide brachten Stücke mit, zu denen sie gemeinsam neue Arrangements entwickelten. Die Feinarbeit ging oft so weit, dass scheinbar bereits fertige Kompositionen plötzlich ein anderes, unerwartetes Gesicht bekamen.
In ihren musikalischen Achterbahnfahrten lassen Spaemann und Bakanic sämtliche Stereotypen ihrer Instrumente hinter sich. immer wieder steigern sie sich lustvoll in flinke, ausgefuchste Unisoni; Marie Spaemann zaubert ebenso zarte wie harsche Töne aus dem Cello, wechselt von obertonreichen Passagen über trockene Pizzicati bis zu kratzig-schabenden, fast schon rockigen Stakkati. Christian Bakanic brilliert mit mäandernden Linien und weiten Assoziationen, suggeriert subtile bis schwelgerische Stimmungen, erinnert in Milonga Lenta sogar stellenweise an Astor Piazzollas klagendes Bandoneon und kreiert in Pentango einen eigenwilligen Tango im 5/4-Takt. Bisweilen fügt das Duo auch „Beats“ hinzu, durch Schläge auf das Holz des Cellos oder auf eine Cajon. Über allem schwebt Spaemanns oft relativ dunkler, volltönender Gesang, der sich mühelos auch in höhere Register schrauben kann und der zwischen zurückhaltender Erzählhaltung, rhythmischen Phrasierungen (inklusive Spoken Word-Anklängen) und insistierenden Zuspitzungen changiert. Souverän und beseelt kreieren Marie Spaemann und Christian Bakanic auf Metamorphosis einen persönlichen Musikklang, der ein großes Publikum erreichen und berühren kann.